Indian Summer – auch in Deutschland ein Erlebnis
Der Herbst ist die Jahreszeit, in der Menschen ebenso wie Tiere und Pflanzen zur Ruhe kommen. Ende September, Anfang Oktober beginnt der sogenannte Indian Summer, ein Naturereignis, was auch in Deutschland bewundert werden kann. Eigentlich sind die ausgedehnten Wälder in den Neuenglandstaaten der USA und Kanada für den farbenfrohen „Indianer Sommer“ bekannt, aber es gibt auch zwischen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern einen Indian Summer, der den Herbst vergoldet.
Wie kam der besondere Sommer zu seinem Namen?
Viele Menschen bringen den Indian Summer mit dem bunt gefärbten Laub in Verbindung, was sich vor allem im Nordosten der USA besonders prächtig präsentiert. Aber auch in Mitteleuropa leuchtet das Laub in einem intensiven Rot, Gelb und Orange. Die Erklärung für diese Farbenpracht ist, wie so oft, eher nüchtern. Im späten Herbst ist es in den sogenannten Neuenglandstaaten Maine, Massachusetts, New Hampshire, Vermont, Rhode Island und Connecticut immer noch angenehm warm. Kommt es in der Nacht zu Frostbildung und scheint am Tag die Sonne, dann fällt die Färbung des Laubs besonders intensiv aus. Warum es allerdings Indian Summer heißt, konnte bisher nicht geklärt werden. Die Bewohner der Neuenglandstaaten nennen den bunten Herbst „fall foliage“, was so viel wie Herbstblatt bedeutet.
Der bunte Sommer auf der Schwäbischen Alb
Wer den Herbst mit allen Sinnen genießen will, sollte Baden-Württemberg oder genauer gesagt, die Schwäbische Alb zu seinem Reiseziel machen. Das Donautal, die vielen Burgen, die alten Klöster und die Berggipfel, die nicht selten mehr als 1000 Meter erreichen, sind perfekt für eine Herbstwanderung. Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen ist heute ein kleines Paradies für alle, die den Indian Summer auf der Alb erleben wollen: Mehr als 50 Kilometer umfasst das Netz an Wander- und Radwegen. Ein Muss für alle, die auf der Schwäbischen Alb wandern, ist die Burg Hohenzollern. Von dort aus bietet sich ein herrlicher Blick auf die umliegenden bunten Wälder.
Herbst im Bayerischen Wald
1970 haben die Bayern entschieden, die Natur sich selbst zu überlassen. So entstand der erste Nationalpark in Deutschland. Bis heute bleiben dort umgefallene Bäume liegen und wenn der Herbst kommt, leuchten die Bäume im Bayerischen Wald in Grün, Rot, Orange und einem kräftigen Gelb. Wie beim Nachbarn, dem schönen Böhmerwald, so kann man auch im Bayerischen Wald im Herbst wunderbar wandern. Es gibt 1100 Kilometer Fernwanderwege, die über rauschende Bäche, durch tiefe Schluchten und auf 70 Gipfel führen. Der Höchste ist der Arber mit seinen 1456 Metern. Wer möchte, kann an der Ilz entlang wandern und von dort aus den Indian Summer in Bayern genießen.
Der Pfälzer Wald – ein herbstliches Erlebnis
Alle, die vom Indian Summer in Deutschland nicht genug bekommen können, sollten nach Rheinland-Pfalz reisen. Der Pfälzer Wald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet in Deutschland mit mehr als einem Drittel Nadelbäume. Im Zentrum des Waldes gibt es wertvolle alte Eichenbestände und im östlichen Teil sind die schönsten Edelkastanien zu finden. Fallen diese Esskastanien zu Boden, dann beginnt der farbenprächtige Herbst im Pfälzer Wald. Genießer kommen übrigens ebenso auf ihre Kosten, denn gleichzeitig mit dem bunten Herbst wird der neue Wein präsentiert. Wanderfreunde sollten sich auch eine Weinprobe nicht entgehen lassen.
Der Spreewald – ein Traumland
Um kaum einen anderen Wald in Deutschland ranken sich so viele alte Geschichten und Märchen wie um den geheimnisumwobenen Spreewald in Brandenburg. Nur eine Stunde von der hektischen Hauptstadt Berlin entfernt, wird der Spreewald im Herbst zu einem echten Traumland. Am besten ist es, den Wald, der in so vielen Farbschattierungen leuchtet, mit einem typischen Kahn zu entdecken. Die Fahrt geht durch die zahlreichen „Fließe“, wie die Seitenarme der Spree genannt werden. Besonders angenehm im Herbst ist es, dass sich niemand mehr mit den unzähligen Mücken herumplagen muss, die im Sommer den Spreewald „bevölkern“. Die Blätter der Pappeln und Weiden sind orange und gelb gefärbt und reichen weit ins Wasser hinein. Kommt die Dämmerung, dann können die Besucher an den Ufern neben Rehen auch Wildschweine entdecken.
Der schöne Herbst im hohen Norden
Ein beliebtes Reiseziel im Herbst ist auch der Norden, denn in Mecklenburg-Vorpommern gibt es ebenfalls bunte Wälder. Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die Buchenwälder des Nationalparks Jasmund ist die imposante Kreidefelsformation „Kaiserstuhl“ auf der größten deutschen Insel Rügen. Die Insel ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert, aber im Herbst sind nicht mehr so viele Besucher dort. Dann ist es deutlich ruhiger als in den Sommermonaten. Eine gute Idee ist es, das Auto auf dem Parkplatz „Hagen“ zu parken und die verzauberten Wälder bis zum „Kaiserstuhl“ zu durchwandern.
Willkommen im Hainich
Der Hainich in Thüringen ist ein ganz besonderer Wald. Dort gibt es sogenannte Buchen-Gesellschaften, die alle einen Namen haben. Da ist beispielsweise der Orchideen-Buchenwald oder der Waldmeister-Buchenwald. Damit will Thüringen auf den großen Reichtum an Baumarten im Hainich aufmerksam machen. Es sind bis zu 25 unterschiedliche Arten, die auf einem einzigen Hektar wachsen. Wer den farbenfrohen Herbst von oben bewundern will, sollte nach Craula fahren. Dort gibt es einen Baumwipfelpfad, zudem können die Besucher von einem Aussichtsturm in 44 Meter Höhe den Hainich in seiner ganzen Pracht und Schönheit bewundern.
Der Indian Summer in der Eifel
Rheinland-Pfalz ist ein Bundesland mit besonders vielen und schönen Wäldern. Der Nationalpark Eifel ist im Herbst die beste Adresse, um den Wald zu sehen, wenn er sich in einen Farbkasten verwandelt. Buchen sind in den Forstbezirken Kermeter und Dedenborn zu finden, wer Eichen lieber mag, wandert entweder rund um Hetzingen oder im Urfttal. Bei Kermeter gibt aber nicht nur Wälder, sondern auch Mufflonherden und Wildkatzen. Selbst der Luchs hat hier im Waldnationalpark in der Eifel ein neues Zuhause gefunden und schleicht durch das dichte Unterholz.
Fazit zum farbenfrohen Herbst in Deutschland
Wer einen Indian Summer erleben will, muss sich nicht ins Flugzeug setzen und in die USA oder nach Kanada reisen, sondern kann auch in vielen deutschen Bundesländern den ganzen Zauber dieser Jahreszeit erleben. Ob in der Eifel oder im Hainich, im Pfälzer Wald oder im Bayerischen Wald, auf Rügen oder im schönen Spreewald – überall färben sich jetzt die Wälder. Sie laden die Besucher zu langen, erholsamen Spaziergängen oder zu einer Wanderung ein, umviel Kraft für den langen und dunklen Winter zu tanken.
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