Legalisierung von Cannabis – was spricht dafür und was dagegen?

Legalisierung von Cannabis - was spricht dafür und was dagegen?

Nach der Wahl in Deutschland kommt ein altes Thema wieder auf den Tisch: die Legalisierung von Cannabis. Die angestrebte sogenannte Ampel-Koalition aus SPD, FDP und den Grünen möchte die Legalisierung von Cannabis gerne vorantreiben, aber es gibt Widerstand. Wie argumentieren die Befürworter des Vorhabens und wie lauten die Argumente der Gegner?

Die Ampel-Koalition weckt jetzt erneut die Hoffnungen der Befürworter und auf der anderen Seite steigen die Sorgen der Gegner.

Was spricht für eine Legalisierung von Cannabis?

Nicht nur Politiker sprechen sich für die legale Abgabe von Cannabis aus, auch Juristen und viele Polizisten gelten als Befürworter. Ihr Argument: Auf diese Weise werden sowohl die Justiz als auch die Polizei entlastet. Rund sechs Prozent aller strafrechtlichen Delikte betreffen den unerlaubten Umgang mit Cannabis und diese Belastung von Polizei und Justiz ist unnötig. Wenn Cannabis legalisiert wird, würde dies viele Menschen vor einer Strafverfolgung bewahren, die nach Ansicht vieler Juristen unverhältnismäßig ist.

Für diejenigen, die es aber übertreiben, sollte in der Zukunft die Gesundheitspolitik zuständig sein und nicht mehr länger die Innenpolitik, die Polizei und die Justiz.

Der Kampf gegen den Schwarzmarkt

Ein weiteres Argument, was für die Legalisierung von Cannabis spricht, ist, dass so der Schwarzmarkt geschwächt wird. Wenn der Staat Cannabis kontrolliert abgibt, können sich die Konsumenten darauf verlassen, dass sie ein einwandfreies und sicheres Produkt bekommen. Der Schwarzmarkt mit seinen oftmals verunreinigten Produkten würde dann ebenfalls verschwinden. Diese Hoffnung hat auch Karl Lauterbach, der Gesundheitsexperte der SPD. Sein Argument: Immer öfter würde dem illegal auf der Straße verkauften Cannabis ein neuartiges Heroin beigemischt. Diese Form des Heroins kann geraucht werden und es treibt diejenigen, die Cannabis rauchen, schnell in die Heroin-Abhängigkeit.

Cannabis, was auf der Straße angeboten wird, ist oftmals mit Zucker, Sand, Gewürzen und sogar Glas stark verunreinigt, was für die Konsumenten eine gesundheitliche Gefährdung bedeutet. Das Gleiche gilt für eine synthetische Form des Cannabis. Hierbei wird Haschisch mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt, was im schlimmsten Fall zu einer Vergiftung führen kann.

Alkohol ist schließlich auch legal

Die aktuelle Cannabis-Regelung ist umstritten. Viele Kritiker halten es für unlogisch, den Besitz und die Einnahme von Cannabis zu kriminalisieren, während sowohl Tabak als auch Alkohol weiter legal verkauft werden dürfen. Bislang hat es noch keinen bestätigten Todesfall im Zusammenhang mit Cannabis gegeben, eine Tatsache, die in der andauernden Diskussion gerne verschwiegen wird. Im Vergleich dazu gibt es sehr viele Todesfälle, die durch Alkohol verursacht wurden.

Für die Legalisierung stehen auch wirtschaftliche Aspekte im Raum. Wenn Cannabis legalisiert wird, bedeutet es zudem die Schaffung neuer Arbeitsplätze und mehr Steuereinnahmen. Ein durch den Staat kontrollierter Cannabis-Markt würde eine Reihe von neuen, sozialversicherungspflichtigen Jobs bedeuten.

Was spricht gegen die Legalisierung von Cannabis?

Die Gegner der Legalisierung von Cannabis befürchten eine Zunahme des Konsums und die daraus folgenden gesundheitlichen Probleme. Suchtmediziner sind der Ansicht, dass eine Legalisierung zwangsläufig zu einem erhöhten Konsum führen wird. Durch die jetzige Cannabis-Politik in Deutschland ist es gelungen, den regelmäßigen Konsum auf einem relativ niedrigen Level zu halten. Geschätzt wird, dass rund 1,5 Prozent der Deutschen in regelmäßigen Abständen Cannabis konsumiert. Vor allem die sogenannten Folgestörungen sind es, die den Suchtmedizinern Sorgen machen.

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Dazu gehören:

  • Die Gefahr einer Abhängigkeit.
  • Das Risiko depressiver Störungen und Angststörungen bis hin zur Psychose.
  • Rückstände in der Entwicklung von Jugendlichen.

Der Medizin kommt es darauf an, die Suchtgefahr innerhalb der Gesellschaft auf einem möglichst niedrigen Niveau zu halten. 1,8 Millionen Deutsche sind vom Alkohol abhängig und ein Drittel der Gesellschaft raucht. Mit Cannabis-Abhängigen kommt eine dritte Gruppe dazu, die in der Folge das Gesundheitssystem noch mehr belasten würde.

Eine große Gefahr für junge Menschen

Den Verkauf von Cannabis nur an Volljährige zu erlauben, würde einen blühenden Schwarzmarkt erzeugen, Cannabis wird dann trotzdem an die Kinder und Jugendlichen weitergereicht. Sie wären die eigentlichen Leidtragenden der Legalisierung. Bei Kindern, die noch im Wachstum begriffen sind, wirkt sich Cannabis sowohl körperlich als auch psychisch deutlich stärker aus als es bei einem erwachsenen Menschen der Fall ist. Jugendliche geraten viel schneller in die Abhängigkeit, zudem haben Studien gezeigt, dass junge Menschen, die bereits Erfahrung mit Cannabis haben, nach rund zwei Jahren zusätzlich zu Opioiden greifen.

Gegner der Legalisierung von Cannabis und auch Ärzte weisen immer wieder darauf hin, dass Cannabis dem Gehirn Schaden zufügt. Dies gilt besonders für junge Menschen, deren Nervenverbindungen noch im Aufbau begriffen sind. Es ist einer der Gründe, warum Cannabis zu Psychosen und im schlimmsten Fall sogar zu einem Suizid führen kann.

Die Verkehrsunfälle nehmen zu

Wie durch Alkohol, so beeinflusst auch Cannabis die Fahrtüchtigkeit. Wird es legalisiert, dann steigt ebenfalls die Zahl der Verkehrsunfälle. Die deutsche Polizeigewerkschaft verweist auf die Zahlen aus Staaten in den USA hin, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde. Dort gibt es eine „signifikante und sehr klare Häufung von Verkehrsunfällen durch eine Cannabisintoxikation“.

Ein weiteres Beispiel aus den USA zeigt zudem, dass der Schwarzmarkt sich selbst durch eine Legalisierung nicht unterbinden lässt. Der illegale Handel blüht nach wie vor und die Polizei ist dagegen machtlos. Den illegalen Handel komplett unter Kontrolle zu bekommen, wird nie ganz zu schaffen sein. Nach Meinung von Experten würde vielmehr ein Konkurrenzkampf beginnen, der dann wieder für mehr und billigeres verunreinigtes Cannabis sorgt.

Wie sehen die Deutschen die Debatte?

Bei der Legalisierung von Cannabis haben die Deutschen eine klare Meinung: 63 Prozent sprachen sich bei einer Umfrage gegen den legalen Verkauf von Cannabis aus. Dabei verbietet das sogenannte Betäubungsmittelgesetz den Konsum von Cannabis nicht, strafbar sind jedoch sowohl der Handel als auch der Besitz und der Anbau. Geht es nach der Ampel-Koalition, dann soll sich das sehr bald ändern. Die Grünen wie auch die FDP und die SPD wollen zumindest den Besitz von kleinen Mengen Cannabis für Erwachsene erlauben. Sie erhoffen sich davon, dass die ohnehin schon überlastete Justiz entlastet wird.

Die Grünen möchten, dass Cannabis legal in Fachgeschäften abgegeben wird, die dazu eine Lizenz haben. Der gleichen Meinung ist auch die FDP. Allein die Illegalität ist es, welche Gefahren erzeugt, auch durch gestreckte und damit verunreinigte Produkte. Beim Cannabis gilt, was bei so vielen Produkten gilt: Ein Verbot macht das Ganze für Jugendliche und Kinder erst besonders reizvoll.

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