Pilates – eine sanfte, aber effektive Trainingsmethode
Viele möchten zwar sportlich aktiv sein, wollen sich dabei jedoch nicht übermäßig anstrengen oder dürfen es nicht. In beiden Fällen bietet sich Pilates als Trainingsmethode an. Pilates ist eine sehr sanfte Möglichkeit, sich körperlich fit zu halten. Pilates ist dazu noch effektiv und bringt den ganzen Körper in Schwung. Einzelne Muskeln und Muskelpartien lassen sich mit bestimmten Übungen ganz gezielt trainieren, aktivieren und entspannen. Bei Pilates zählt immer die Qualität und nicht die Quantität der Übungen.
Alle, die Pilates ernsthaft trainieren, ändern schon nach kurzer Zeit ihre Gewohnheiten, was Haltung und Bewegungen betrifft. Sie nehmen die Übungen praktisch mit in den normalen Alltag. Pilates lässt sich auch ohne Probleme in den Alltag einbauen und wer regelmäßig trainiert, wird gelassener, fitter und schlanker, er geht aufrechter und natürlicher durchs Leben.
Ein Ganzkörpertraining und seine lange Geschichte
Pilates betrifft den ganzen Körper und eines der Ziele ist es, die Atmung und die Bewegung miteinander in Einklang zu bringen. Begonnen hat alles im Jahre 1880, und zwar in Mönchengladbach. Joseph Hubert Pilates war ein Kind mit einem eher schwachen Körperbau, was oft krank wurde. Trotzdem widmete sich Pilates den unterschiedlichsten Sportarten, denn er war vom Sport fasziniert. Sport zu treiben bedeutete für das kränkliche Kind, sich abzulenken und konzentrieren zu müssen. Pilates entdeckte, dass er durch die Konzentration die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist bekommen konnte. Eine wichtige Rolle spielte dabei die richtige Atmung, was Pilates schnell erkannte.
1912 ging er nach England, mit dem Ziel, ein erfolgreicher Berufsboxer zu werden, aber der Erste Weltkrieg machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er kam in Kriegsgefangenschaft und half dort mit Trainingsmethoden den Kriegsverletzten bei ihrer Rehabilitation. Als Trainingsgeräte dienten die Betten und Matratzen in den Lazaretten, auch Tücher und Seile waren als Trainingsgeräte willkommen. Nach der Gefangenschaft ging Pilates mit seiner Frau nach New York und eröffnete unter seinem Namen das erste Studio.
Pilates heute
Wer sich für Pilates entscheidet, sollte dies immer mit einem erfahrenen Trainer tun. Es gibt allein für das klassische Training auf der Matte mehr als 40 Übungen. Diese Pilates-Übungen bilden ein Programm, was in der vorgegebenen Reihenfolge absolviert werden sollte. Nach Pilates nennt sich so etwas „Return to Life through Contrology“. Das Ziel ist die Koordination zwischen Körper und Geist. Nach dem Tod von Joseph Hubert Pilates wurden viele der ursprünglichen Übungen verändert und dabei nicht selten an den Trend der Zeit angepasst.
So entstanden im Laufe der Jahrzehnte ganz unterschiedliche Pilates-Richtungen. Die grundsätzlichen Unterschiede bestehen in der jeweiligen Ausführung der Übungen und im Rhythmus, wie zu diesen Übungen geatmet wird. Um hier die persönlich beste Variante zu finden, sind einige Übungsstunden erforderlich. Pilates verlangt immer ein hohes Maß an Bewegungserfahrung und an Körpergefühl.
Keine Gruppen
Pilates ist, anders als Yoga, kein Training, was für eine Gruppe geeignet ist. Hier wird überwiegend in Einzelstunden gearbeitet, da eine Gruppe zu viele Kompromisse verlangt. Das sogenannte klassische Mattenprogramm muss dabei stets den jeweiligen Bedürfnissen der Person angepasst werden, welche die Übungen ausführt. In das Programm werden immer die neusten sportlichen Erkenntnisse integriert, aber so, dass dabei die ursprüngliche Methode mit ihren eigentlichen Elementen nicht verändert wird. Das Pilates-Programm richtet sich an den sportlichen und gesunden Menschen.
Für alle, die noch nie Sport getrieben haben, generell unsportlich, verletzt oder gesundheitlich eingeschränkt sind, können die Übungen nach Bedarf modifiziert werden. In diesen Fällen ist es wichtig, sich an einen erfahrenen Trainer mit therapeutischer Ausbildung zu wenden.
Welches Ziel verfolgt die Pilates-Methode?
Das Ziel von Pilates ist es, ein systematisches Training des ganzen Körpers durch Übungen, Dehnungen und die dazu passende Atmung zu erlernen. Dies macht es möglich, das Zentrum des Körpers einerseits zu kräftigen und andererseits zu kontrollieren. Bei allen Übungen steht das im Mittelpunkt und ermöglicht eine Verbindung zwischen Körper und Geist. Dies gelingt vor allem durch die Anwendung des sogenannten „Powerhouses“, was die Selbstwahrnehmung und das Gefühl für den eigenen Körper von Übung zu Übung steigert.
Auf diese Weise verbessern sich die Kraft und die Ausdauer, die Koordination sowie die Beweglichkeit.
Die sechs Prinzipien
Joseph Hubert Pilates hat sechs Prinzipien entwickelt, die die Kontrolle von Körper und Geist als wesentliche Trainingsmethode definieren:
- Die Kontrolle
- Die Atmung
- Die Zentrierung
- Die Aufmerksamkeit und die Konzentration
- Die Präzision der Bewegungen
- Den Bewegungsfluss
Bei Pilates ist es sehr wichtig, dass alle Übungen hoch konzentriert durchgeführt werden, wer sich dabei ablenken lässt, hat keine Chance. Pilates verlangt eine große Disziplin und ein regelmäßiges Training, um Erfolge zu spüren. Unter Umständen kann es sehr lange dauern, bis sich der Erfolg einstellt, daher sollte man nicht zu früh aufgeben.
Wie groß ist die körperliche Belastung?
Geht es um die Intensität der Belastungen, dann ist Pilates immer wieder anders. Für Anfänger ist die Belastungsgrenze noch sehr niedrig. Das Gleiche gilt für diejenigen, die Pilates machen und körperlich eingeschränkt sind. Hoch ist die körperliche Belastungsgrenze jedoch für diejenigen, die schon lange mit Pilates trainieren und körperlich fit sind.
Einsteiger sollten mit acht bis maximal zehn Übungen auf der Matte anfangen und sich dann langsam, aber sicher steigern. Wer schon etwas mehr Übung hat, kann zwölf bis 20 Übungen machen. Alle Übungen werden grundsätzlich so lange wiederholt, bis sie korrekt ausgeführt werden. In der Regel sind es vier bis zehn Wiederholungen, bis eine Übung wirklich perfekt sitzt.
Häufigkeit und Dauer der Übungen
Die Häufigkeit der körperlichen Belastung ist immer individuell, aber erfahrene Pilates-Trainer empfehlen, zwei- bis viermal in der Woche zu trainieren. Die Dauer der jeweiligen Belastung liegt in der Regel bei einer Stunde. Je nachdem, wie weit das Übungsprogramm gediehen ist und wie gut die Übungen beherrscht werden, können es auch zwei oder mehr Stunden sein. Es hängt immer davon ab, wie fit und trainiert derjenige ist.
Pilates hat für seine Übungen auch eine Belastungsdichte festgelegt. Sein Motto lautete: So wenig Pausen wie möglich, aber so viele wie nötig. Ideal ist es, wenn eine Übung nahtlos in die andere übergeht und alle Bewegungen fließend sind. Wer die Übungen beherrscht, kann zu Hause trainieren, um so auf sanfte Art und Weise fit zu bleiben.
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