Tiny Houses – die große Lust am kleinen Haus
Tiny – so lautet das englische Wort für winzig, und diese Häuser, die momentan so hoch im Kurs stehen, sind wirklich winzig. Tiny Houses sind im Trend und nicht nur für diejenigen, die dem Minimalismus frönen. Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum Menschen sich für die kleinen, hübschen Häuser entscheiden. Sie wollen vielleicht aus Altersgründen nicht mehr in einem zu großen Haus wohnen. Das Geld reicht für ein größeres Haus nicht aus oder die Entscheidung fällt für das Tiny House, weil es keine großen bürokratischen Hürden im Wege stehen.
Ganz gleich, aus welchen Gründen die Wahl auf das winzige Haus fällt, es gibt hier ebenso viele Vorteile wie Nachteile. Wer nicht direkt ins kalte Wasser springen will, ist also gut beraten, vor der endgültigen Entscheidung erst in diesem winzigen Haus auf Probe zu wohnen.
Die Geschichte der kleinen Häuser
Houses on Wheels – also Häuser auf Rädern, die heute Tiny Houses heißen, sind keine neue Erfindung. Ihr Siegeszug begann schon in den 1920er Jahren, als gewiefte Tüftler das behagliche Wohnen mit der Mobilität eines Autos verbinden wollten. Es entstanden die ersten „Motorhomes“ und mit zunehmendem „Tuning“ war bald der ursprüngliche Aufbau, der an ein Haus erinnerte, einer kompakteren Form gewichen. Vor mehr als hundert Jahren veröffentlichen immer mehr Architekten ihre Entwürfe für die Häuser, die sich auf das Wesentliche beschränken.
1973 erschien das viel beachtete Buch „Shelter“ von Lloyd Kahn und Bob Easton. In diesem Buch wird die bodenständige Bauweise der Minihäuser aus vielen Ländern vorgestellt. Der amerikanische Architekt Lester Walker veröffentlichte 1987 sein Buch „Tiny Tiny Houses: or How to Get Away From It All”. Für einen richtigen Hype sorgte jedoch 1998 die Architektin Sarah Susanka mit ihrem Buch „The Not So Big House“. Damit schwappte die Begeisterung für die winzigen Häuser auch nach Deutschland über.
Nur geringe Baukosten
Jeder achte Deutsche kann sich mittlerweile vorstellen, in einem Tiny House zu wohnen. Besonders die mobilen Häuser, die eine Wohnfläche zwischen acht und maximal 25 Quadratmeter haben, liegen voll im Trend. Neben den Häusern, die von Anfang an auf einem Anhänger gebaut wurden, gibt es noch die sogenannten Modulhäuser, Containerhäuser oder Systemgebäude, die zwischen 15 und 100 Quadratmeter haben. Alle Häuser haben eines gemeinsam: die geringen Baukosten. Zwar ist der Preis für einen Quadratmeter bei einem Tiny House nicht kleiner als bei einem großen Haus, aber aufgrund der geringeren Fläche liegen die Gesamtkosten deutlich niedriger. Dazu kommt, dass ein Tiny House zudem nur ein sehr kleines Grundstück benötigt, wodurch das ganze Bauvorhaben noch günstiger wird.
Der Trend geht schon seit Jahren zum kleinen Grundstück und so kann ein Tiny House schnell zu einer preiswerten Alternative zu einer teuren Mietwohnung in der Stadt werden. Besonders alle, die kein Geld für ein normal großes Haus haben, können sich mit diesem winzigen Haus den Traum vom Eigenheim erfüllen.
Kleine Häuser sind gut für die Umwelt
Tiny Häuser sind, was den Unterhalt betrifft, um einiges günstiger als ein normales Haus. Die Eigentümer müssen deutlich weniger Geld für Strom und Heizung, aber auch für das Mobiliar und die Dekoration ausgeben. Noch viel wichtiger ist aber: Für den Bau der kleinen Häuser werden weitaus weniger Ressourcen verbraucht, was den ökologischen Fußabdruck des Hauses geringer macht. Hier gilt: Je weniger Wohnfläche es gibt, umso geringer sind die CO2-Emissionen. Zudem müssen für Tiny Houses auf Rädern auch keine Flächen versiegelt werden.
Der Platz im Haus ist immer überschaubar und die Bewohner können sich nicht so viele Dinge anschaffen, wie es bei herkömmlichen Häusern der Fall ist. So etwas ist ebenfalls gut für den ökologischen Fußabdruck und aus diesem Grund ist ein winziges Haus außerdem immer ein nachhaltiges Haus.
Ein Tiny Haus macht wenig Arbeit und ist flexibel
Jeder, der eine Villa mit zehn Zimmer sein Eigen nennt, hat entweder eine Reinigungskraft, die regelmäßig kommt, oder muss selbst viel Zeit mit Putzen verbringen. Alle, die nur 25 Quadratmeter sauber halten müssen, haben entsprechend mehr Freizeit. Auch die Instandhaltung der kleinen Häuser ist meistens schnell erledigt. Ein weiterer großer Vorteil der kleinen Häuser ist, dass sie mobil und damit ebenso flexibel sind. Wer beispielsweise aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt ziehen muss, kann sein Haus einfach mitnehmen. Eine Voraussetzung gibt es allerdings, es wird eine geeignete Stellfläche genötigt.
Tiny Häuser, die eine Straßenzulassung haben, können sogar mit in die Ferien fahren und werden damit zu einem kompakten Wohnmobil, was von einem PKW gezogen werden kann. So kann viel Geld für Übernachtungen in Hotels oder für den Aufenthalt in einem Ferienhaus gespart werden.
Haben die kleinen Häuser Nachteile?
Die winzigen Häuser haben natürlich auch einige Nachteile. So reicht der Wohnraum nur für maximal zwei Personen, je nach Größe sogar nur für eine Person. Nicht alle Paare können und wollen auf einem solch engen Raum zusammenleben, viele stellen sich das einfacher vor, als es im Alltag ist. In einem Tiny Haus gibt es keinen Ort, um sich vielleicht nach einem Streit zurückziehen können und mit Kindern wird es noch schwieriger, in einem so kleinen Haus zu leben.
Der Aufwand für die Planung der winzigen Häuser ist groß. Wird auf einem Anhänger gebaut, dann dürfen bestimmte Höchstmaße und ein Höchstgewicht von 3,5 Tonnen nicht überschritten werden. Der Grundriss muss ebenso stimmen, denn anders als ein klassisches Haus muss bei einem Tiny Haus alles kompakt und effizient sein. Gibt es Fehler beim Design, kann das später den Wohnalltag deutlich verschlechtern.
Vorher genau informieren
Für ein kleines Haus eine Genehmigung zu bekommen, kann sehr schwierig sein. In den Bauverordnungen sind Tiny Häuser nicht vorgesehen, daher ist es vor dem Kauf eines Grundstücks wichtig, diesbezüglich eine Bauvorabfrage zu stellen. Selbst wenn das kleine Haus nur als Wochenendhaus oder Ferienhaus dienen soll, gelten viele Vorschriften nach dem deutschen Bundesbaugesetz, zugleich müssen die Bauverordnungen der einzelnen Bundesländer beachtet werden. Hier spielt beispielsweise der Flächennutzungsplan eine wichtige Rolle, ebenso wie der Bebauungsplan und die sogenannte Ortsgestaltungssatzung.
Wer sich für ein Tiny Haus interessiert, sollte am besten mit den Besitzern eines solchen Hauses über deren Erfahrungen sprechen oder einfach mal für eine Ferienwoche zur Probe in einem winzigen Haus wohnen.
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