Warum der Gabelbaum für Windsurfer eine so wichtige Rolle spielt
Windsurfen hat eine lange Geschichte, die in den 1960er Jahren im sonnigen Kalifornien beginnt. Diese einzigartige Kreuzung aus Segeln und Surfen entwickelte sich sehr schnell zu einer Trendsportart, die weltweit Anhänger fand. In Deutschland kam der Trend erst in den 1970er Jahren an, aber seitdem ist das Surfbrett mit dem Segel ein bester Bestandteil auf Nord- und Ostsee, auf Seen und auf Flüssen. Wer sich mit dieser außergewöhnlichen Sportart näher befasst, wird auch das Wort Gabelbaum finden und was es mit diesem besonderen Baum auf sich hat.
Was genau ist eigentlich ein Gabelbaum?
Vereinfacht ausgedrückt ist ein Gabelbaum, auch einfach nur Gabel oder Boom genannt, das Verbindungsstück zwischen den Händen des Surfers und dem Segel. Hier stellt sich natürlich auch die Frage: Wie überträgt sich die Kraft an dieser besonderen Stelle? Für das Fahrgefühl des Surfers und die Handhabung des Segels sind die Form des Gabelbaums, seine Länge, der Durchmesser der sogenannten Holme und natürlich das jeweilige Material von großer Bedeutung.
Die Form der Gabel lässt sich in drei Gruppen unterteilen:
- Die Race-Gabelbäume
- Die Wave-Gabelbäume
- Die Freeride-Gabelbäume
Grundsätzlich gilt aber: Je mehr „Bauch“ ein Segel hat, umso breiter muss der Gabelbaum sein. Ein Wavesegel ist in der Regel mit sehr wenig „Bauch“ getrimmt, daher ist der Gabelbaum auch besonders schmal. Breiter sind die Freeride- und die Race-Gabelbäume. Die Enge des Gabelbaums hat eine direkte Auswirkung auf den Kontakt zum Mittelpunkt des Segels. Je enger die Gabel ist, umso direkter sind damit der Kontakt und das Fahrgefühl des Surfers.
Anhand einer Faustregel lässt sich die Aufteilung der Segel zu den Gabelbäumen einfacher erklären:
- Neben den Wavesegeln fahren besonders die kleineren Freemove und Freestyle Segel gut mit einer entsprechenden Wave-Gabel.
- Bei einem Freestylesegel ab einer Größe von maximal fünf Quadratmeter und einem Racesegel, was nicht mehr als sechs Quadratmeter Fläche hat, sowie einem Freeride Segel, ist ein Freeride-Gabelbaum die beste Wahl.
- Richtig große Segel für Freeride, Freerace und Race, deren Fläche bei 6,5 Quadratmeter anfängt, sollten am besten mit einem Race-Gabelbaum unterwegs sein.
Die optimale Länge eines Gabelbaums
Wer wissen möchte, wie lang ein Gabelbaum im Idealfall sein sollte, muss einfach nur einen Blick auf das Segel werfen, denn dort ist die Längenangabe aufgedruckt. Diese Angaben gelten sowieso nur als Richtwert. Wenn der Wind besonders böig und stark ist, ist es grundsätzlich besser, das sogenannte Schothorn stark zu ziehen. Genauer gesagt: Die Länge des Gabelbaums sollte auf die höchste Stufe eingestellt werden. Dies führt dazu, dass ein bestimmter Teil des Segels am Achterliek bei einem plötzlichen Windstoß umklappt und damit die Fläche des Segels, wenn auch nur für Sekunden, kleiner macht.
Weht der Wind eher schwach, dann ist es die bessere Idee, das Schothorn schwach zu spannen, denn nur so lässt sich auch ein größerer Segelbauch erzeugen. Die Fläche des Segels wird größer und der Surfer gleitet zudem früher an. Die Mehrzahl der Gabelbäume hat einen flexiblen Einstellungsbereich, der sich zwischen 40 und 60 Zentimeter bewegt. In den meisten Fällen passen dann verschiedene Segel auf einen Gabelbaum. Wichtig ist es aber, darauf zu achten, die Gabel nach Möglichkeit nicht in einem vollständig ausgefahrenen Zustand mit aufs Wasser zu nehmen. So etwas kann sich negativ auf die Steifheit des Gabelbaums auswirken.
Aus welchem Material sollte die Gabel sein?
Wie bei vielen Dingen, so spielt auch bei einem Gabelbaum das Material eine wichtige Rolle. Das richtige Material hat großen Einfluss auf die Steifheit der Gabel. Besonders beliebt sind Modelle, die aus dem Leichtmetall Aluminium gefertigt wurden. Moderne Modelle, wie die AL360 Slim Carbon Gabel, werden aus reinem Carbon hergestellt. Die dritte Option sind Hybrid Gabeln, die in der Regel einen Holm aus Aluminium und ein Endstück haben, was aus Carbon besteht.
Surfer mit einem eher kleinen Budget sollten einen Gabelbaum aus Aluminium wählen. Diese Gabeln kosten kein Vermögen, aber der Surfer muss dabei leider auch Abstriche machen, wenn es um die Steifheit der Gabel geht. Ideal sind Gabeln aus Alu bei kleineren Segeln, die nicht mehr als fünf Quadratmeter Fläche haben. Hat das Segel hingegen eine größere Fläche, dann ist es ratsam, in einen Gabelbaum aus Carbon oder in einen Hybrid zu investieren. Diese Gabelbäume sind zudem vor Korrosion optimal geschützt.
Welchen Durchmesser sollten die Holme haben?
Ein weiteres, bedeutendes Merkmal zur Unterscheidung der Gabelbäume ist der Durchmesser der Holme. Der Durchmesser hat großen Einfluss auf die Handhabung des Riggs und auf die Steifheit der Gabel. Bis vor einigen Jahren wurden aus Gründen der besseren Stabilität meistens Gabeln mit einem Durchmesser des Holms von 32 Millimeter hergestellt. Heute sieht das Ganze etwas anders aus, und mit einem Durchmesser von nur 29 Millimeter wird eine ähnlich gute Qualität erreicht. Durch diese Verkleinerung lässt sich der Holm des Gabelbaums leichter greifen, zudem liegt er noch sicherer in der Hand.
Holme, die eine dickere Wandstärke sowie eine verkleinerte Längenverstellung haben, ermöglichen heute sogar Gabeln mit einem Holmdurchmesser von 25 Millimeter. Sie bieten dem Surfer einen besonders großen Komfort beim Fahren.
Passen Mast und Gabelbaum auch zusammen?
Gabelbaum und Mast gehören zusammen, aber sind sie auch kompatibel? Einfacher wird es mit Gabeln, die einen integrierten sogenannten RDM Adapter haben. Diese besonderen Adapter sind ideal für die Verwendung von sehr dünnen Skinny-Masten. Handelt es sich um andere Gabelbäume, dann reichen auch die üblichen Skinny-Adapter. Sie werden ganz einfach auf den RDM Mast gesteckt, um diesen an seiner Verbindungsstelle zur Gabel auf den SDM Durchmesser größer zu machen.
Windsurfen ist ein faszinierendes Hobby mit vielen spannenden Facetten. Wer sich als Windsurfer versuchen möchte, sollte sich aber bei der Auswahl des Sportgeräts nach Möglichkeit viel Zeit lassen. Die Auswahl ist riesig, und zwar nicht nur bei den unterschiedlichen Gabelbäumen. Alle, die sich auf diesem Gebiet noch nicht so gut auskennen, sollten sich von einem erfahrenen Windsurfer in einem Fachgeschäft beraten lassen. Nur auf diese Weise bekommt der Surfer das Board mit einem Gabelbaum, der sowohl zu den Holmen als auch zur Segelfläche passt. Bei der Wahl des Gabelbaums sollte nichts dem Zufall überlassen werden und es lohnt sich in diesem Fall immer, etwas mehr Geld in einen guten Gabelbaum zu investieren.
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