Weben – ein kreatives und vielseitiges Hobby
Die ältere Generation kann sich bestimmt noch an den Handarbeitsunterricht in der Schule erinnern. Damals lernten die Mädchen die üblichen Handarbeiten, wie nähen, stricken, sticken, häkeln und auch weben. Es gab und gibt noch heute kleine Webrahmen, mit denen die ersten Versuche gemacht werden, aus Wollfäden ein Stück Stoff zu weben. Der Handarbeitsunterricht ist an den meisten Schulen heute kein Thema mehr, aber Weben als Hobby gewinnt immer mehr Freunde.
Kissenbezüge, Wandbehänge und sogar Teppiche lassen sich mit einem Webrahmen, dem passenden Garn in vielen bunten Farben und einem sogenannten Webschiffchen zu wunderschönen Dekorationen für die Wohnung verwandeln. Weben ist jedoch nicht nur ein kreatives Hobby, es sorgt zugleich für die nötige Entspannung nach einem anstrengenden Arbeitstag.
Eine sehr alte Handarbeit
Weben gehört zu den ältesten Handarbeitstechniken, die es gibt. Bereits von mehr als 32.000 Jahren haben die Menschen gewebt, denn schon in den Grabkammern der ägyptischen Pyramiden wurden gewebte Stoffreste gefunden. Die wohl berühmteste Moorleiche, das Mädchen von Egtved, was in der Bronzezeit starb, trug ebenfalls einen gewebten Rock. Im antiken Griechenland schrieb Homer über das Weben und Spinnen, dass es reine Frauenarbeit sei. Während an den chinesischen Webstühlen mit kostbarer Seide gearbeitet wurde, haben die Frauen der Germanen sowohl mit Wolle als auch mit Leinen gewebt.
Im Mittelalter wurde Weben zu einer Kunst, besonders im Orient. Diese gewebten Stoffe waren reich mit Ornamenten verziert und wurden in Europa sehr teuer gehandelt. Aus Byzanz kamen gewebte Stoffe aus Seide, die für Kaiser, Könige, wohlhabende Kaufleute und Ritter sowie für den Klerus hergestellt wurden. Die Weberzunft zählte im 15. Jahrhundert mehr als 700 Mitglieder, traditionelle Weberstädte waren etwa Bielefeld und Laichingen. Mit dem Industriezeitalter verschwanden die Hauswebstühle und heute ist Weben nur noch ein abwechslungsreiches Hobby.
Was wird zum Weben benötigt?
Das wichtigste Instrument zum Weben ist natürlich der Webrahmen. Es gibt zahlreiche Modelle, was die Größe und das Material angeht. Webrahmen können zwischen 20 und 120 Zentimeter breit sein und das fertige Gewebe ist immer nur so breit wie der Rahmen, der zum Weben genutzt wird. Es ist also vor dem Kauf des Webrahmens wichtig, was damit hauptsächlich gewebt werden soll. Geht es nur um kleine Tischdecken oder Platzdeckchen, dann reicht ein einfacher, nicht zu breiter Rahmen. Diese Webrahmen sind leicht und handlich, sie haben ein Grundgestell aus Holz sowie zwei Metallstangen.
Wichtig ist, dass der Webrahmen in der Mitte einen Wendekamm hat, denn dieser erleichtert die Arbeit, da sich die Kettfäden manuell heben und senken lassen. Am oberen Rand des Webrahmens ist der Kettbaum angebracht, der es ermöglicht, Gewebe herzustellen, was breiter ist als der Webrahmen. Am unteren Rand befindet sich der Warenbaum, das Gegenstück zum Kettbaum. Der Warenbaum ist immer von Bedeutung, wenn ein Stoff länger wird als der Webrahmen selbst.
Die verschiedenen Fadensysteme
Gewebt wird mit zwei unterschiedlichen Fadensystemen, die als Kette und als Schuss bezeichnet werden. Schussfäden und Kettfäden werden während des Webens immer wieder miteinander gekreuzt. Die Grundlage bilden die Kettfäden und in diese Fäden werden nacheinander und immer von einem Ende zum anderen, die Schussfäden hineingezogen. Auf diese Weise entsteht ein gewebter Stoff.
Im Prinzip hat das Weben eine große Ähnlichkeit mit dem Flechten, denn auch beim Flechten werden die einzelnen Fäden oder Stränge miteinander verbunden, indem sie übereinandergelegt werden. Der Unterschied zum Weben besteht darin, dass die Fäden beim Flechten nicht rechtwinkelig, sondern diagonal gekreuzt werden.
Was ist das Webschiffchen?
Zu jedem Webrahmen gehört noch das Webschiffchen. Dabei handelt es sich um ein Hilfsmittel, mit dem der Schussfaden durch die Kettfäden gezogen wird. Vor dem Weben wird das Garn, was als Schussfaden genutzt wird, um das Webschiffchen gezogen. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass das Garn an den Enden des Webschiffchens nur lose durch die Kerben geführt wird. Zu lose darf der Faden jedoch nicht gewickelt werden, denn sonst kann er sich beim Weben verheddern. Am Anfang darf die Wolle nicht zu fest an das Schiffchen geknotet werden.
Bis der Wollfaden mit der richtigen Festigkeit am Webschiffchen befestigt ist, erfordert etwas Geduld und Übung. Wurde alles richtig gemacht, dann bleibt die Wolle ohne Probleme auf dem Schiffchen und fällt nicht mehr hinunter.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt
Welche Wolle ist für den Webrahmen optimal geeignet? Hier entscheidet der persönliche Geschmack, denn bei der Auswahl sind der Fantasie und Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wer noch nie vor einem Webstuhl saß, sollte die ersten Versuche am besten mit einem glatten Garn aus Baumwolle unternehmen. Ebenfalls eine gute Wahl ist Textilgarn, wichtig dabei ist aber, dass die Wolle nicht allzu dünn ist. Am Anfang kann mit einer dickeren Wolle leichter gearbeitet werden, es passieren nicht so viele Fehler und das Ergebnis kann sich in den meisten Fällen sehen lassen. Zudem dauert es nicht so lange, mit einem dickeren Wollfaden zu weben.
Was die Farben angeht, ist das Angebot mehr als groß. Wer zum ersten Mal am Webstuhl sitzt, ist aber gut beraten, sich zunächst an einem einfarbigen Stück, vielleicht an einem Platzdeckchen zu versuchen. Mit etwas mehr Übung lassen sich dann mit unterschiedlichen Farben die schönsten Dekorationsstoffe weben.
Das fertige Gewebe vom Rahmen abnehmen
Ist ein Stück Stoff fertig gewebt, dann muss es vom Webrahmen abgenommen werden. Dazu werden die kleinen Schrauben an den Metallstangen etwas gelockert, anschließend kann der Stoff sehr vorsichtig und langsam vom Rahmen genommen werden. Diese Arbeit verlangt Fingerspitzengefühl und darf auf keinen Fall zu hastig oder ruckartig geschehen. Sollte sich der Stoff nicht im Ganzen aus dem Webrahmen nehmen lassen, dann ist es sinnvoll, vorsichtig an einer Ecke zu beginnen und sich nach und nach vorzuarbeiten, bis sich der Stoff einfach abheben lässt.
Die Metallstangen werden anschließend ebenso vorsichtig aus dem Stoff gezogen und die offenen Enden miteinander verknotet. Auf diese Weise kann das Stück Stoff nicht mehr aufribbeln. Dass dann noch einzelne Fäden überstehen, kann sein, diese werden mit der Schere abgeschnitten.
Mit dem Schulwebrahmen beginnen
Alle, die gerne das Weben erlernen wollen, sollten es am besten zuerst mit einem Schulwebrahmen versuchen. Dieser Rahmen ist zwar nicht besonders groß, aber er ist recht handlich und einfach zu bedienen, zugleich bekommt jeder ein Gefühl für die schöne Handarbeit Weben.
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